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Channel: Mexiko – Drogen Macht Welt Schmerz
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Prozess gegen „El Chapo“ zeigt Ausmaß der Korruption in Mexiko

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Vor einige Wochen hat der Prozess gegen Joaquín „El-Chapo“ Guzmán in New York angefangen. Zu seinen Anklagepunkten gehören Drogenhandel, Geldwäsche und das Fördern einer kriminellen Organisation. Jahrelang war er Chef des mexanischen Sinaloa–Kartells und hat tonnenweise Kokain, Heroin, Methamphetamine und Marihuana in die USA geschmuggelt. Ab 2012 wurde das Sinaloa-Kartell zur größten Drogenquelle für die USA, sein Einfluss erstreckt sich auf bis zu 50 Länder. El Chapo soll damit Milliarden verdient haben. Laut Gericht ist Guzmán für mindestens 3000 Morde verantwortlich. Sein Prozess wird mehrere Monate dauern und aus Sicherheitsgründen bleibt die Jury anonym. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe, eine Todesstrafe ist durch eine Einigung zwischen Mexiko und den USA ausgeschlossen. Der frühere Chef des Sinaloa-Kartells gehörte zu den meist gesuchten Verbrechern der Welt. Er hatte es geschafft, mehrere Male aus mexikanischen Gefängnissen auszubrechen. Nach seiner ersten Verhaftung 1993 würde er zu 20 Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Nach acht Jahren gelang es ihm, aus dem Hochsicherheitstrakt zu fliehen, die Umstände darüber sind nicht eindeutig. Vermutlich ließ ein Wärter die Tür zu seiner Zelle offen. Es hat dreizehn Jahre gedauert, bis ihn die Behörden wieder gefunden haben und er wieder verhaftet wurde. Nach nur einem Jahr hatte Joaquín es erneut geschafft, aus dem Hochsicherheitsgefängnis zu fliehen, diesmal durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel in der Dusche.

Jetzt kam während des Prozesses heraus, dass El Chapo, um von der Justiz nicht erwischt zu werden und um seine Geschäfte ausführen zu können, Polizisten, hochrangige Militärs, Politiker und Staatsangestellte korrumpiert hat. Laut einer Zeugenaussage habe das Kartell zwischen 2001 und 2008 monatlich eine Millionen Dollar Bestechungsgeld gezahlt. Sogar dem Ex-Präsidenten Peña Nieto wurden anscheinend 100 Millionen Dollar ausgehändigt und auch der Ex-Präsident Filipe Calderón wurde bestochen sowie der damalige Chefpersonenschützer des Ex-Präsidenten Vincente Fox. Nieto und Calderón dementierten umgehend die Beschuldigungen. Während der Verhandlung würde der ehemalige mexikanische Minister für öffentliche Sicherheit, García Luna, durch einen Zeugen ebenfalls beschuldigt Bestechungsgelder angenommen zu haben.

Die Korruption in Mexiko ist ein enormes Problem und der Prozess gegen Guzmán macht deutlich, wie tiefreichend sie in diesem Land verankert ist. In Mexiko wurden bereits mehr als 120 Politiker ermordet. Die Gewalt nimmt jedes Jahr zu, besonders in Wahljahren, denn die Drogenbanden möchten ihre Macht sichern. Entweder die Politiker lassen sich kaufen oder sie werden getötet. Auch Geistliche und Journalisten werden umgebracht. Das organisierte Verbrechen macht vor nichts mehr Halt. Die Kartelle brauchen Politiker und Behörden, die sie in ihrer Arbeit nicht auffalten, dafür sind sie zu allem bereit. Wenn sich jemand nicht bezahlen lässt, dann muss er eben abgeschafft werden. Im Sommer letzten Jahres fand in Mexiko die Präsidentenwahl statt. Der damalige Kandidat Andrés Manuel López Obrador verkündete während des Wahlkamps, dass er für Bandenchefs Amnestie wolle, kurze Zeit später gewinnt er die Wahl und wird zum Präsidenten von Mexiko vereidigt.

Das Land besitzt schwache Institutionen. Die Justiz und Polizei sind korrupt. Über Jahre hat El Chapo die Behörden geschmiert bis in die Bundesebene. Als Beweis dafür hat das FBI mehrere Tonaufzeichnungen. Doch diese Realität ist nicht erst seit dem Prozess bekannt. 500 Milliarden Pesos, umgerechnet 22 Milliarden Euro, kostet die Korruption jedes Jahr in Mexiko. Eine Folge ist die extrem hohe Straflosigkeit von 98 Prozent. Das bedeutet, dass lediglich 2 Prozent der Verbrechen der Polizei gemeldet werden und davon kommen noch weniger vor Gericht. Solange die Korruption tief im Justizapparat verankert ist, solange wird sich daran nichts ändern. Die Hälfte der Bevölkerung in Mexiko lebt in Armut, es herrscht eine große soziale Ungleichheit. Die Einwohner des Landes haben kein Vertrauen in die Politik.

Damit sich im Land etwas an der Korruption des Staates ändert, müssen die Bürger selbst dafür kämpfen, denn der Staat, der von einer bestechlichen Regierung in die nächste gewählt wird, wird diesen Teufelskreis nicht von alleine durchbrechen. Doch die Einheimischen werden dafür die Hilfe und Unterstützung internationaler Organisation benötigen, da sie gegen die kriminellen Banden keine Erfolgsaussicht haben.


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