Die Nachfrage nach Methamphetamin in den USA steigt – mexikanische Drogenkartelle fokussieren sich immer mehr auf den Handel mit Meth. Weil der Konsum ungebrochen ist und die kriminellen Gruppen sich bereits auf die Herstellung spezialisiert haben, wird das Meth effizient und in hoher Qualität produziert. Das Sinaloa-Kartell ist mittlerweile für 80 Prozent des Meth-Handels in die USA verantwortlich.
Der zuletzt zu beobachtende Trend zum Handel mit Methamphetamin statt den „traditionellen“ Drogen Cannabis und Kokain zeigt die Diversifizierung des Einsatzfeldes der Drogenkartelle und deren Anpassungsfähigkeit. Auch wenn der Markt für eine bestimmte Droge einbricht, werden die bestehenden Strukturen für weitere Erwerbsfelder genutzt. Der militärisch geführte War on Drugs hat der Drogenwirtschaft keinen Abbruch getan.
Die Legalisierung von Cannabis zumindest zu medizinischen Zwecken in inzwischen 23 US-Bundesstaaten schwächte die Profite der mexikanischen Drogenkartelle enorm. Für das Sinaloa-Kartell hat die US-Legalisierung mutmaßlich sogar eine Einbuße von fast der Hälfte der bisherigen Einnahmen zu bedeuten. Seitdem sinkt der Cannabisanbau in Mexiko dramatisch. Somit wurden von den Kartellen neue Einnahmequellen erschlossen: Inzwischen verschiebt sich der vormalige Profit aus dem Handel mit Cannabis auf die Einnahmen aus dem Handel mit Heroin und Meth.
Die mexikanische Regierung bietet im Kampf gegen die organisierte Kriminalität bisher eher einseitige Lösungsansätze. Statt Bildung, das Gesundheitswesen und Arbeitsmöglichkeiten zu stärken, wurde jahrelang in den militärischen War on Drugs investiert, der von den USA initiiert und massiv unterstützt wurde. Das Resultat: 80.000 Tote im letzten Jahrzehnt, zehntausende Menschen werden vermisst – der Drogenhandel wurde kaum eingedämmt. In den Jahren 2007 bis 2011 betrugen die militärischen Ausgaben Mexikos etwa 46 Milliarden Dollar.
Die Herstellungsmethoden sind weit fortgeschritten, gut ausgebildete Chemietechniker produzieren das Meth. Arbeitslosigkeit betrifft mehr als 20 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Mexiko. Damit zeigt sich einmal mehr die Notwendigkeit für den mexikanischen Staat, allen Jugendlichen, auch in ländlichen Gebieten, Perspektiven zu bieten. Diese finden viele junge Menschen derzeit in der Mitarbeit in Drogenkartellen. Dabei gibt es neben dem möglichen hohen Verdienst auch soziale Durchlässigkeit und somit hohe Aufstiegschancen in der sozialen Hierarchie.
Die Chemikalien für die Herstellung von Meth werden hauptsächlich aus Asien und Südamerika gedeckt, aber auch belgische Pharmazie-Unternehmen waren in der Vergangenheit involviert. Ein Lösungsansatz wäre eine größere Anstrengung im Unterbinden des Imports von entsprechenden Chemikalien, die in Mexiko verboten und zur Herstellung von Methamphetamin notwendig sind.
Somit werden die Einnahmen der Drogenkartelle aus einer weiteren Quelle gespeist – die Bekämpfung deren Strukturen erscheint schwierig. Ein wertvoller Ansatz könnte es sein, jungen Menschen Perspektiven zu bieten und somit den Kartellen den Nährboden zu entziehen. Es wäre sicherlich sinnvoll, statt militärischer Maßnahmen zusehends auch die Bekämpfung der Perspektivlosigkeit in der jungen Bevölkerung zu einer Priorität im Kampf gegen das organisierte Verbrechen zu machen.
Momentan führt die Gewalt, die sich zwischen der Regierung, den Kartellen und den kriminellen Organisationen untereinander entlädt, zu tausenden zivilen Opfern in Mexiko. Aus dieser Spirale der Gewalt in Zentral-und Südamerika fliehen viele Zivilisten – auf dem Weg in die USA, wo sie oft als illegale Immigranten selbst in die Kriminalität getrieben werden.