Argentiniens neue Regierung hat die vormals vergleichsweise liberale Position des Landes im Kampf gegen den Drogenhandel aufgegeben und rückt stattdessen näher an die USA heran. Diese verstehen den Kampf gegen den Drogenanbau und- handel als Krieg und setzen daher hauptsächlich auf militärische Mittel. Auch in Argentinien hat das Militär nun erweiterte Befugnisse erhalten, es darf nun etwa Flugzeuge abschießen, die sich nicht identifizieren lassen und zum Beispiel Drogen transportieren könnten. Dies stellt eine besonders tiefgreifende Veränderung dar, da Argentinien bisher eines der wenigen Länder in der Region war, das die strikte Trennung von Militär zur Verteidigung gegen äußere Gefahren und Polizei zur Wahrung der inneren Sicherheit aufrechterhielt. Der Drogenkrieg dient nun aber dazu, die innerstaatliche Sicherheit zu militarisieren.
Die neue Regierung ist seit 22. November 2015 im Amt – Mauricio Macri von der konservativen Partei Propuesta Republicana (PRO) wurde zum Präsidenten des lateinamerikanischen Landes gewählt.
Für den Kampf gegen den Drogenhandel bedeutet dies einen Paradigmenwechsel. Vor 2015 zählte Argentinien zu den Ländern, die anzweifelten, dass der War on Drugs, wie er beispielsweise in Kolumbien oder Mexiko geführt wird, effektiv ist. Auf internationaler Ebene unterstützte es progressive Ansätze der Drogenpolitik.
Damit ist nun Schluss. Doch mit den neuen Maßnahmen wird ein grundlegendes, strukturelles Problem nicht gelöst: Verwaltungs-, Polizei- und Justizbeamte sind in die kriminellen Drogennetzwerke verstrickt. Solange das so ist, können diese weiter bestehen. Die Maßnahmen, die Argentinien nun im Kampf gegen den Drogenhandel ergreift, zielen allerdings nicht auf diese engen Verbindungen zwischen Staat und organisierter Kriminalität ab. Zwar werden der Justiz mehr Ressourcen für die Bearbeitung kleinerer Drogendelikte bereitgestellt, doch die grassierende Korruption unter Polizeikräften, die die effektive Verfolgung mächtiger Drogendealer verhindert, bleibt unangetastet.
In der argentinischen Bevölkerung schürt die Regierung die Angst davor, ein zweites Kolumbien oder Mexiko zu werden. So soll der Drogenkrieg mit militärischen Mitteln legitimiert werden. Andere Strategien zur Bekämpfung des Drogenproblems, wie etwa die Entkriminalisierung des Drogenkonsums, werden nicht mehr diskutiert.
Es ist ein bedenklicher Weg, den Argentinien einschlägt. Denn der War on Drugs mit Streitkräften hat, das zeigen gerade Beispiele wie Kolumbien, gravierende Konsequenzen, wie etwa zunehmende und massive Menschenrechtsverletzungen.