Der Konsum des synthetisch hergestellten Opioid Fentanyl entwickelt sich immer mehr zu einer Epidemie. Nach einem Bericht der UNO von 2017 verursachten Fentanyl und ähnliche Mittel 5.000 Tote durch Überdosis seit Herbst 2013 in den USA. In Kanada nimmt man an, dass die Drogen der Fentanyl-Familie zu 655 Toten zwischen 2009 und 2014 beigetragen haben. Der Bericht erwähnt auch Todesfälle in Europa, die mit der gefährlichen Substanz in Verbindung stehen. Die Zahlen sollen stetig ansteigen. In den USA sind insbesondere die Bundesstaaten des so genannten Rust Belts von der Epidemie betroffen, eine industriell geprägte Region im Nordosten der Vereinigten Staaten. Allein 2015 sollen in den Vereinigten Staaten 33.000 Menschen an einer Überdosis gestorben sein, die mit Opiaten zusammenhängt. Die US-Botschafterin in Mexiko Roberta Jacobson sagte, dass für 2017 ein weiterer Sprung nach oben in der traurigen Statistik zu erwarten sei. Am 16. Mai hielten Experten in Mexiko eine Konferenz zur kontinuierlichen Verbreitung von Fentanyl ab. Dort wurde beraten, wie besser dagegen angekämpft werden kann.
Das synthetische Opiat wird vor allem in China hergestellt. Ärzte können es legal verschreiben. Es dient als starkes Schmerzmittel und wird in erster Linie verwendet, um Patienten einer fortgeschrittenen Krebsbehandlung zu helfen. Denn es schlägt an, wenn die meisten Schmerzmittel schon lange nicht mehr können. Das Mittel wirkt stark und besonders in den 90er Jahren wurde es von Ärzten großzügig an Kranke verschrieben. Jetzt sind viele Menschen süchtig nach der durch den Rausch verursachten Wirkung der Substanz. Fentanyl kann auf mehrere Arten eingenommen werden. Gängig sind die Einnahme als Tablette und durch die Nase als Pulver. Als Fatal erweist sich meistens die Aufnahme über die Haut per Pflaster. Das macht den Wirkstoff auch für Unbeteiligte und nicht Abhängige gefährlich. Sogar Drogenfahnder können so ins Visier geraten und im schlimmsten Fall an einer Überdosis sterben.
Auf der Konferenz sind einige erschreckende Lücken der Behörden zu dem Thema ersichtlich geworden. Offensichtlich sind sich die Behörden Mexikos nicht sicher, wie viel des unerlaubt produzierten Fentanyls tatsächlich aus Mexiko kommt und auch vor Ort produziert wird und wie viel aus China per Schiff importiert wird. Denn das ostasiatische Land gilt als Hauptquelle für die Droge. Dort wird die Substanz legal hergestellt und in die Welt verschifft. Teilweise wird das verbotene Opiat dem Heroin untergemischt. Anhand der bilateralen Gespräche wird klar, dass die beiden Länder das Problem erkannt haben. Insightcrime nennt die unternommenen Schritte substanziell und erachtet sie als wichtig. Lediglich der späte Zeitpunkt wirft ein schlechtes Licht auf die Verantwortlichen. Anscheinend sind die Behörden erst davon überzeugt etwas zu unternehmen, wenn das Problem zu einer handfesten Krise geworden ist, wie die Zahlen es zuletzt nahelegten. Beim Schmuggel nach Nordamerika spielen die Drogenbanden und Kartelle die größte Rolle.
Auf der Konferenz wurden mehrere Schritte besprochen, wie in Zukunft der Kampf gegen illegales Fentanyl voran gebracht werden kann. Zum einen hat Mexiko die Substanz nun häufiger beschlagnahmen lassen. Seit Beginn des Jahres 2017 haben die Behörden vier Mal Transporte des Mittels gestoppt. Davor sollen die Behörden in zehn Jahren insgesamt zwölf Mal zur Beschlagnahmung gegriffen haben. Darüber hinaus wurde besprochen, wie Chemiker es in Zukunft möglich machen sollen, die verschiedenen Inhaltsstoffe zurückverfolgen zu können. Auf diese Weise würde es leichter werden, neue Erkenntnisse zum Schmuggel und der Herstellung des synthetischen Opiats zu erlangen. Diese Schritte sind essentiell, um der Epidemie von Fentanyl Herr zu werden. Ungefähr 90 Prozent des Heroins, das in den USA konsumiert wird, kommt aus Mexiko, zusammen mit dem Großteil der Fentanyl-Mengen. Um dem entgegenzutreten, müssen künftig Maßnahmen ergriffen werden.