Die Gewalt in Mexiko nimmt deutlich zu. Es kommt häufiger zu Konflikten zwischen den kleineren Gangs, es geht dabei um den illegalen Handel von Drogen, um Schutzgelderpressung und Menschenhandel. Die Welle der Gewalt in Mexiko hat die Mordrate drastisch ansteigen lassen. Am 5.Juli kam es zu einer Schießerei in Las Varas, einer Stadt im Bundesstaat Chihuahua , zwischen zwei rivalisierenden Banden. Zunächst wurde von 26 Todesopfern ausgegangen, später wurde festgestellt, dass 12 von ihnen zwar schwer verletzt wurden, jedoch noch am Leben waren. Alleine im Mai wurden 2.186 Menschen getötet, damit lag die Todesrate das dritte Mal dieses Jahr über 2.000 und ist somit die höchste seit 20 Jahren.
Der Drogenhandel in Chihuahua ist tief in der lokalen Bevölkerung und Wirtschaft verwurzelt. Die Sicherheitslage in dem mexikanischen Bundestaat hat sich in den letzten Monaten drastisch verschlechtert, da Banden um die Kontrolle kämpfen, die einst beim Sinaloa-Kartell lag. Die Schießerei war nur ein weiterer Höhepunkt in der Welle der Gewalt. Der Bundesstaat Chihuahua liegt an der Grenze zu den USA und ist deswegen eine wichtige Handelsroute für Drogen.
Es gab dieses Jahr noch einige weitere aufmerksamkeitserregende Vorfälle in Mexiko. Am 6.Juli kam es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen verfeindeten Gangs in einem Gefängnis. Die Bilanz: 28 Tote, 3 Verletzte. Es stellt sich die Frage, wie es in dem Hochsicherheitstrakt des „Las Cruces“- Gefängnis in Acapulco zu einem Kampf kommen konnte. 20 weitere Häftlinge konnten währenddessen entkommen, sie wurden immer noch nicht wieder gefunden. Das „Las Cruces“ war maßlos überfüllt, ausgelegt für nur 1.550 Häftlinge, waren zum Tatzeitpunkt 2.300 Leute inhaftiert. Die Haftanstalt gilt als eine der problematischsten des Bundesstaats Guerrero. Der Bundesstaat wurde in den letzten Monaten überschwemmt von Straftaten im Zusammenhang mit Drogen. Die gewaltvolle Konfrontation kam nicht ganz überraschend: seit 2011 gab es mindestens sieben derartig gewalttätige und illegale Vorfälle. Anfang 2016 kam es zu einem Konflikt zwischen verschiedenen Lagern der gleichen Gang, die sich gemeinsam in Haft befanden. Dabei wurden 49 Menschen getötet. Und Anfang Juni sind bei einem Polizeieinsatz in einer Haftanstalt sieben Menschen gestorben.
Die Gewalt-Welle hat verschiedene Ursachen. Zum einen rückt der Fokus im Drogenhandel von Marihuana zu Heroin. Aber auch die Regierung trägt dazu bei. Bei einem Regierungswechsel werden Abmachungen zwischen Politikern und kriminellen Banden neu verhandelt oder beendet. Außerdem ist die Regierung zu schwach, um in ihrem Land Sicherheit zu garantieren. Es gibt zum Beispiel zu wenige Polizeibeamte. Ein weiterer Grund ist, dass das Sinaloa-Kartell durch die Verhaftung ihres Drogenbosses „El Chapo“ deutlich geschwächt ist und es immer mehr an Macht verliert. Wenn wichtige Drogenbosse verhaftet werden, kommt es zu Machtkämpfen innerhalb der Banden und mit der Konkurrenz.
Die Verhaftung und Verlegung des Drogenbosses “El Chapo“ Joaquin Guzman Loera im Januar 2016 wurde als ein Erfolg gefeiert, später stellte sich heraus, dass das entstandene Machtvakuum dramatische Folgen hat. Das Sinaloa-Kartell unter Guzman kontrollierte 50 Prozent des Drogenhandels in Mexiko. Besonders drei Drogenkartelle wurden unter Guzman klein gehalten, sie konkurrieren nun um die vorherrschende Kontrolle des Drogenhandels, außerdem sind diese aggressiver gegenüber staatlichen Anti-Drogen-Maßnahmen geworden. Obendrein können jetzt leichter neue Gangs entstehen, die auch Macht und Geld erlangen wollen.