Seit 2006 fallen immer mehr ökologisch bedeutende Landflächen in Mittelamerika dem Anbau sowie dem Transport von Kokain und somit der damit verbundenen Entwaldung zum Opfer. Die kriminellen Aktivitäten, die damit einhergehen, haben verheerende Auswirkungen auf Artenvielfalt, Wirtschaft und Bevölkerung. Es ist schon lange bekannt, dass Regenwälder oft für den Anbau der Kokapflanze, den Transport und die anschließende Geldwäsche gerodet werden.
2006 hat Mexiko bereits damit begonnen, eine Sicherheitsstrategie gegen die ansteigende Entwaldung zu entwickeln, indem es ein unwirtliches Umfeld für die Kartelle und kleinere Organisationen geschaffen hat. Daraufhin erschlossen die Kartelle in dicht bewachsenen und spärlich besiedelten Waldgebieten neue Handels- und Transportrouten entlang der Grenzen von Guatemala, Honduras und Nicaragua. Dieser Landschaftsabschnitt ist der sogenannte Mesoamerikanische Biologische Korridor (MBC) und umfasst mehrere Nationalparks und Naturschutzgebiete, die Lebensraum für viele bedrohte Tierarten und Pflanzen sind. Die Kartelle suchten sich dabei vor allem dünn besiedelte Regionen mit geringer staatlicher Präsenz und schwachen lokalen Akteuren aus. Die Präsenz der Kartelle und der damit einhergehende Drogenhandel haben bereits bestehende Probleme wie schlechte Regierungsführung, widersprüchliche Eigentumsregime, Armut, illegalen Holzeinschlag und die Expansion des Agrarsektors verstärkt.
Die Entwaldung wird dabei durch drei Faktoren begünstigt: Erstens werden Waldflächen für geheime Straßen und Landebahnen gerodet, um große Kokainlieferungen zu empfangen. Zweitens werden aufgrund der Abgeschiedenheit die schwachen Grenzgebiete mit Waffen und Bargeld überschwemmt, wodurch die allgemeine Kriminalität steigt und große Teile der lokalen Bevölkerung kriminell werden, indem sie in den Drogenhandel einsteigen. Drittens können die Kartelle ihre Gewinne nicht als Einkommen deklarieren und müssen diese waschen. Dies machen sie, indem sie große abgelegene Waldflächen kaufen, räumen lassen, roden und große Wohnanlagen oder landwirtschaftliche Betriebe errichten. So können sie ihr Drogengeld in legales Privateigentum umwandeln, ohne dabei rechtliche Probleme zu bekommen. Durch diese großen Landkäufe werden oft Landrechte der lokalen Bevölkerungsgruppen nicht berücksichtigt, was auch zu Zwangsvertreibungen führt.
Jährlich werden so in den betroffenen Ländern 30 Prozent des Waldbestandes vernichtet. Der Großteil der Entwaldung findet dabei in ausgewiesenen Naturschutzgebieten statt, wodurch die ökologische Funktion des Regenwaldes als globaler Kohlenstoffspeicher und Lebensgrundlage für indigene Pflanzen und Völker zerstört wird. Circa 86 Prozent des für den globalen Markt bestimmten Kokains passiert die Länder Mittelamerikas, von wo aus es direkt in die USA oder nach Europa transportiert wird. Solange lokale Regierungen und die Bevölkerung in unterentwickelten Grenzregionen kein Bewusstsein für dieses Problem entwickelt haben und Korruption nach wie vor allgegenwärtig ist, wird diese aktuelle Entwicklung auch die nächsten Jahre so weiterlaufen.