Joaquín Guzmán Loeram, auch „El Chapo“ genannt, ist Chef des Sinaloa-Kartells im Nordwesten Mexikos. Er gehört zu einer der meistgesuchten Personen Mexikos und den Vereinigten Staaten und schaffte es, 2001 sowie 2015 aus Hochsicherheitsgefängnissen zu entkommen. Anfang dieses Jahres wurde er in Mexiko verhaftet, er soll nun an die USA ausgeliefert werden.
Guzmán wuchs auf dem Land, in bürgerlichen Kreisen auf. Nach der dritten Klasse verließ er aber die Schule und schloss sich Mitte der 1970er Jahre, mit Anfang 20, zwei mächtigen Drogenbossen an. Anfang der 1980er Jahre übernahm er die Logistik des Sinaloa-Kartells und führte es knapp 20 Jahre. 1993 wurde von einem gegnerischen Kartell ein Anschlag auf ihn verübt, dabei starben sieben Menschen, er überlebte. Noch in diesem Jahr wurde „El Chapo“ erstmals in Guatemala verhaftet und an Mexiko ausgeliefert. Er wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt, entkam aber 2001 dem Gefängnis. Es gibt verschiedene Theorien, wie er das schaffte. Entweder mithilfe eines Wäschetransporters oder durch einen Deal mit dem Präsidenten, der zu dieser Zeit in Geldnot steckte und 20 Millionen Dollar für Guzmáns Freiheit bekommen haben soll.
Erst nach 13 Jahren auf der Flucht kam es 2014 zu einer erneuten Inhaftierung Guzmáns durch die mexikanische Marine. Er kam in ein Gefängnis, aus dem er ein Jahr später erneut entkam. Anfang dieses Jahres wurde er auf der Flucht im Gesicht und am Bein verletzt und verhaftet. Nun will die mexikanische Regierung „El Chapo“ Anfang 2017 an die USA ausliefern. Ihm werden Mord, Drogenhandel und organisierte Kriminalität vorgeworden. Seine Anwälte wehren sich bisweilen dagegen. Ihm stehe ein mexikanischer Prozess zu, da er durch die Auslieferung in den Bundesstaat Texas wahrscheinlich dort zum Tode verurteilt wird, so ihre Argumentation.Außerdem drohen seine Anwälte, eine Liste von Politikern und Parteien zu veröffentlichen, die von Guzmán Geld bekommen hatten. „El Chapo“ fungierte weiterhin als Chef des Kartells, auch aus den Gefängnissen heraus.
Selbst nach der Auslieferung wird der Verlust des Drogenbarons dem Sinaloa-Kartell kaum schaden. Es gilt als die mächtigste und größte Schmugglerorganisation des Gebietes. Der Einflussraum umfasst nahezu die gesamte Westküste, 17 Staaten Mexikos und das Kartell ist in mehr als 50 Ländern weltweit aktiv. Die Verbringungen sind enorm. Im Sinaloa-Gebiet in Mexiko werden vor allem Hanf und Schlafmohn angebaut. Anfangs nur in Familienbetrieben, wurde der Drogenschmuggel bald zu einem riesigen Geschäft. Da das Kartell direkt an der US-amerikanischen Grenze liegt, dient es zum einen als Schmuggelroute von Kokain aus Südamerika und zum anderen wird der Heroin- und Marihuana-Markt der USA direkt von Mexiko versorgt. Die Kartelle wurden im Laufe der Zeit immer brutaler und töteten 1985 einen US-amerikanischen Agenten. Die kriminellen Organisationen kämpfen um die Vorherrschaft der Schmuggelrouten und der Anbaugebiete. Seit 2006 starben bereits 80 000 Menschen im Kampf der Regierung gegen das organisierte Verbrechen und bei den Auseinandersetzungen zwischen den Drogenkartellen.
Die Festnahme des Chefs des Sinaloa-Kartells ist bestimmt ein Fortschritt im Kampf gegen die Drogen, da die Behörden verstärkt gegen die logistische Struktur vorzugehen versuchen. Allerdings zählt das Kartell immer noch zum größten Lieferanten für illegale Drogen in die USA: Es sollen monatlich zwei Tonnen Kokain und zehn Tonnen Marihuana über die Grenzen gebracht werden, so das US-Justizministerium. Das Kartell ist aber inzwischen so gut organisiert, dass es ohne Probleme weiterhin operieren kann, selbst nach Verlust des mächtigsten Drogenbarons. Ein Ende des Drogenkrieges wird deshalb durch die Verhaftung von „El Chapo“ nicht in Sicht sein.